Eine Textkritik von Malte Bremer
Ohne Titel
sitzen, warten, kälte sehen
kälte spüren
der schnee fällt
draußen
es ist kalt
Zusammenfassende Bewertung
So schlecht wie kurz.
Zum Trost hier etwas Unübertreffbares zum Thema vom teuren Ror Wolf:
wetterverhältnisse
es schneit, dann fällt der regen nieder
dann schneit es, regnet es und schneit
dann regnet es die ganze zeit
es regnet und dann schneit es wieder
Die Kritik im Einzelnen
Wenn wenigstens zu Beginn der Rhythmus gehalten wäre, z. B. durch eine andere Einteilung:
sitzen, warten
kälte sehen
kälte spüren
wenn dem Schnee der Artikel genommen wäre, denn es bleibt immer Schnee, es ist kein bestimmter;
wenn das draußen entfiele, denn es wird ja wohl nicht im Kämmerlein schneien;
wenn auch noch die Feststellung es ist kalt entfiele, denn wie soll es denn anders sein, wenn die Kälte bereits gespürt wird;
wenn der fallende Schnee rhythmisch ebenfalls eingebunden wäre, z. B.:
sitzen, warten
kälte sehen
kälte spüren
und es schneit
also eine rhythmische Struktur entstünde, unterbrochen durch eine optische und damit zeitliche Distanz zwischen der Erwartung und ihrer Erfüllung (wobei ich auf das isolierte Substantiv Schnee verzichtet habe): Dann, und nur dann, ließe sich dem Werklein vielleicht noch etwas abgewinnen, aber viel gewiss nicht!
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